Berlin, die Stadt der Kreativität – doch wo bleibt sie auf den Straßenfesten?

Berlin ist eine Stadt voller Kreativität, Kultur und Lebensfreude. Doch wenn man sich manche Straßenfeste, Märkte und Events anschaut, kommt einem der Verdacht, dass genau das vergessen wurde. Immer gleiche Stände, immer gleiche Musik, immer gleiche „kulinarische Highlights“ – als ob sich die Veranstalter einen Baukasten bestellt hätten, anstatt mit Herzblut ein echtes Event zu gestalten.

Ich habe früher geglaubt, dass alle Veranstalter das gleiche Ziel haben: eine wirklich gute Veranstaltung zu machen, Besucher zu begeistern, positives Feedback zu bekommen und dafür bekannt zu werden. Und warum auch nicht? Das klingt logisch, das klingt nach einer Win-Win-Situation für alle.

Das hat sich geändert: Ich habe gemerkt, dass es oft gar nicht darum geht. Dass es viele Veranstalter gibt, die nicht auf Qualität, Stimmigkeit oder Erlebnis setzen, sondern nur darauf, so viele Stände wie möglich zu vermieten. Dass es nicht um ein kuratiertes Event geht, sondern darum, jede freie Fläche zu belegen.

Die große Enttäuschung – wenn das Erlebnis fehlt

Wochenlang liest man von einem „besonderen Erlebnis mit ausgewählten Delikatessen und hochwertigen Kunsthandwerksständen“. Und dann? Bratwurst, Crêpes und Bier. Die immer gleichen Stände, aneinandergereiht wie in einem lieblosen Copy-Paste-Straßenfest. Ein Potpourri aus Ramschbuden, austauschbaren Verkaufsständen und wahllos zusammengewürfelten Anbietern. Handgefertigte Unikate? Eher Massenware. Kulinarik auf höchstem Niveau? Tiefkühlware.

Warum passiert das? Weil es oft nicht mehr um Qualität geht, sondern um das bloße Füllen von Flächen. Standplätze werden vergeben, ohne zu überlegen, ob sie zur Veranstaltung passen. Hauptsache, die Kasse klingelt. Das Ergebnis? Gäste, die einmal enttäuscht waren, kommen nicht wieder. Und das trifft am Ende auch die wirklich guten, mit Liebe organisierten Veranstaltungen.

Straßenfeste müssen mehr sein als eine Ansammlung von Buden

Es ist höchste Zeit, dass sich das ändert. Veranstalter müssen endlich begreifen, dass ein Markt oder Fest mehr ist als eine bloße Ansammlung von Buden – es ist ein Erlebnis, das gestaltet werden muss. Wer einfach nur Flächen verkauft, betreibt kein Festival, sondern einen x-beliebigen Parkplatzmarkt.

Und das Publikum? Es leidet.

Wer einmal zu viel von dieser „Kultur“ gesehen hat, verliert die Lust auf Straßenfeste. Die wirklich hochwertigen, kreativen, mit Herzblut kuratierten Veranstaltungen haben das Nachsehen. Wer kann es den Menschen verdenken, wenn sie nach der zehnten Plastik-Bratwurst keine Lust mehr auf Stadtfeste haben?

Die Chance nutzen: Qualität statt Quantität

Aber genau hier liegt die Chance! Es gibt sie, die Veranstalter mit Herz, die Kuratoren der Straßenkultur, die zeigen, dass es auch anders geht:

  • Märkte, die handverlesene Stände haben – statt einfach nur „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“-Prinzip.
  • Events, bei denen Musik nicht nur die ewige „Mukke“ vom Band ist oder die 2-Mann-Kapelle auf riesiger Bühne, sondern Teil des Erlebnisses.
  • Straßenfeste, die sich Mühe geben, thematisch stimmig zu sein und eine eigene Identität haben.

Presseberichte bestätigen: Ramsch-Meilen sind kein Einzelfall

Dass diese Entwicklung kein Einzelfall ist, zeigen auch verschiedene Medienberichte:

Diese Berichte zeigen, dass nicht nur die Gäste, sondern auch Bezirke und Verantwortliche das Problem erkannt haben und Maßnahmen gegen lieblos organisierte Veranstaltungen ergreifen.

Next Steps – Wie wir es besser machen können

Als Besucher:innen, Veranstalter:innen und Gäste dieser Stadt können wir aktiv dazu beitragen, dass sich die Qualität der Straßenfeste verbessert. Hier sind einige konkrete Schritte:

Für Besucher:innen:

  • Unterstützt die wirklich guten Veranstaltungen – besucht Märkte, die sich um Qualität bemühen, und sprecht darüber.
  • Gebt ehrliches Feedback! Veranstalter müssen wissen, wenn ein Event enttäuschend war oder positiv herausgestochen ist.
  • Seid wählerisch – lasst euch nicht von wohlklingenden Pressemitteilungen täuschen, sondern schaut euch Programme und Teilnehmerlisten genau an.

Für Veranstalter:innen:

  • Kuratiert mit Leidenschaft: Wählt Anbieter aus, die zum Konzept passen, statt nur möglichst viele Stände zu vermieten.
  • Arbeitet mit lokalen Künstlern, Handwerkern und Gastronomen zusammen, um authentische Erlebnisse zu schaffen.
  • Denkt langfristig: Eine liebevoll gestaltete Veranstaltung zieht treue Besucher:innen an, die wiederkommen und gute Werbung machen.

Für Berlin und seine Bezirke:

  • Setzt klare Qualitätskriterien für Veranstaltungen und überprüft, ob die Versprechen in der Realität gehalten werden.
  • Fördert kreative und nachhaltige Konzepte, anstatt beliebige 08/15-Märkte zu genehmigen.
  • Schafft Anreize für Eventformate, die echten Mehrwert für die Kieze bieten.

Wie wäre es mit einem Markt, bei dem es wirklich um regionale Spezialitäten geht, statt um untaugliche Massenware? Oder einem Markt und Event, das sich auf echte Kunsthandwerker konzentriert, statt auf billige Importware?

Es muss entschieden mehr Qualität her. Lasst uns Märkte und Events feiern, die ihren Namen verdienen. Und lasst uns aufhören, jede Bratwurst-Ramsch-Meile als „besonderes Event“ zu akzeptieren.

Berlin hat Besseres verdient!

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