Birgit Helmlingers 12vom12 im März 2025: Fotografie mit Durchblick

Birgit Helmlinger ist regelmäßig im Berliner Stadtgebiet unterwegs. Diesmal wertet sie ihre fotografischen Arbeiten nach dem Thema „Durchblick“ aus. Dachte ich! Doch das trifft nicht ganz zu. Birgit lässt ihren Kopf sprechen, während die Augen nach den richtigen Motiven suchen und die Hände am Auslöser die Suche beenden. Aus der Vielzahl der Bilder hat sie uns eine Auswahl geschickt – dem Format von #12von12 folgend. Sie berichtet:

Beim Fotografieren sind Licht und Schatten essenziell. Ohne sie gibt es keine Fotos. Das ist offensichtlich.

1. Licht und Schatten

Das Spiel mit der Schärfentiefe lenkt den Blick auf den Vorder- oder den Hintergrund eines Bildes.

2. Schärfentiefe

Der Blick durch unterschiedliche Objektive erweitert die Möglichkeiten. Will ich das Panorama einfangen, greife ich zu einem Weitwinkel. Möchte ich Details darstellen, verwende ich ein Makroobjektiv. So betrachte ich, vereinfacht ausgedrückt, die ganze Welt, nicht nur mit den Augen.

Nähere ich mich meinem Motiv bzw. Thema aus unterschiedlichen Richtungen, ergeben sich verschiedene Sichtweisen. Bekannt geglaubte Dinge oder Orte zeigen sich von einer bisher unentdeckten Seite.

3. Spree durchs Fenster fotografiert

Fahren Sie mit einem Schiff durch eine Stadt oder Landschaft, sehen Sie diese anders, als wenn Sie vom Land über das Wasser blicken. Wenn ich eine steile Treppe aus der Sicht eines gebrechlichen Menschen betrachte, wird sie zum unüberwindlichen Hindernis.

4. Steile Treppe

Eine Kapelle kann, mit Kinderaugen gesehen, wie eine Kathedrale wirken. Ein WG-Zimmer mag für einen wohnungssuchenden Menschen ein Palast sein. Das funktioniert auch im übertragenen Sinn: Ich kann fotografisch nutzen, was auch beim gedanklichen Betrachten eines Problems weiterhelfen mag: Wechseln Sie die Perspektive, stellen Sie sich in die Schuhe Ihres Gegenübers, setzen Sie sich auf seinen Platz. Wie sieht das ganze von unten oder von hinten aus?

5. Von unten, durch ein Gitter fotografierter Junikäfer

Die Möglichkeiten sind fast unendlich erweiterbar. Wer mit 900 Euro im Monat auskommen muss, für den sind 3 Euro für ein Kilo Kartoffeln eine Menge Geld. Wer 3000 Euro hat, wird es hingegen kaum merken. Was für uns zu Silvester lustige Böllerei ist, mag Menschen, die aus einem Kriegsgebiet kommen, zu Tode ängstigen. Wenn ich als Berlinerin die BVG nutze, macht mir das wenig Probleme, bin ich in Rom, ohne Italienisch zu können, könnte das schwieriger sein.

Birgit Helmlingers Blick in eins der Gräben beim Straßenbau: Ihr Blick hindurch verrät, dass hier einmal Rohre verlegt werden.
6. Baustelle nach außen

Heute möchte ich Ihnen ein paar meiner fotografischen Versuche zum Thema „Durchblick“ im wörtlichen Sinne präsentieren.

Birgit Helmlingers Blick führt durch ein Fenster mit hölzernem Rahmen, durch das geblickt der Betrachter auf eine geöffnete Tür dahinter blickt.
7. durchgeblickt – Tür durch Fenster

Die Einrahmung eines Foto betont das Motiv. Dadurch bekommt es mehr Bedeutung, Gewicht, als wenn ich es ohne Rahmen anschaue.

8. Rahmen

Manches offenbart sich aber auch erst durch den Blickwechsel.
Es lassen sich Themen im Motiv zuspitzen, fokussieren oder erst aufwerfen.

Birgit Helmlingers Durchblick in der Fotografie führt den Betrachter durch eine Spirale, zwischen die Fahrräder abgestellt werden können.
9. Spirale von innen

Habe ich ein bestimmtes Motiv im Kopf, z. B. Rost, dann finde ich ganz viel davon. Denke ich an Blüten, wird mein Blick darauf fallen.
Auch das lässt sich auf unsere Gedanken übertragen: Fokussiere ich auf Dinge, die mich ärgern oder ängstigen, werde ich sie stark wahrnehmen und jede Wiederholung bestätigt mich darin, dass sie überhandnehmen. Bewege ich mich unter Menschen, die das ebenso sehen, kann sich daraus eine sehr negative Weltsicht entwickeln.

10. Nur so zu sehen

Glücklicherweise funktioniert das mit unserem Gehirn aber auch in die positive Richtung: Lenke ich meine Gedanken auf Menschen und Dingen, die mich glücklich oder mir Freude machen, werden sie mir mehr begegnen. Ich werde sie verstärkt wahrnehmen oder ihnen sogar ein Lächeln verschenken. Suche ich im Alltag angenehme Situationen oder schöne Dinge, die ich mir vorher ausmale, werden sie mir widerfahren und auffallen.

Erzähle ich anderen davon, verstärke ich mein Wohlgefühl.

11: scheinbare Entfernung

Probieren Sie es aus! Gehen Sie aus dem Haus und nehmen Sie sich vor, etwas Schönes zu erleben.

12. Fokus

Am Abend sammeln Sie Ihre Gedanken. Werten Sie aus, was am Tag schön gewesen ist. Alles andere lassen Sie weg, darüber brauchen Sie nicht nachzudenken, das wissen Sie eh‘. Wiederholen Sie diese Übung so lange, bis Ihnen diese Betrachtungsweise in Fleisch und Blut übergegangen ist. Mir ist dieses Vorgehen eine Hilfe für Zuversicht und zur inneren Ruhe. In diesem Sinne wünsche ich auch Ihnen Freude und den Durchblick zu allem, was schön ist.

Ihre Birgit Helmlinger


Fotografie und Text: Birgit Helmlinger

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