Antje Witzels Künstler-12von12 im Dezember 2022: Menschenbilder, eine Ausstellung in Batik

Antje Witzel ist Batik-Künstlerin. Bei ihrer Ausstellung „Menschenbilder“ in Berlin-Schöneberg gab es Werke in Batik zu sehen. Im Mittelpunkt der Ausstellung standen Motive über den Menschen, den darzustellen ihr ein wiederkehrendes Anliegen ist, sowie Flora und Fauna. Im Rahmen der Künstler-#12von12 stellt sie einige ihrer Bilder vor. 

Der Mensch ist Antje Witzel eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Seine Erscheinung ist so vielfältig, seine Körperlichkeit so anziehend, die Gesichter so anrührend, dass sie nicht müde wird, ihn darzustellen.

C. G. Lichtenberg spricht ihr treffend aus dem Künstlerherz: „Die unterhaltendste Fläche auf Erden für uns ist die des menschlichen Gesichts.“ (Aphorismen 1761-1771)

„Die unterhaltendste Fläche auf Erden für uns ist die des menschlichen Gesichts“, so C. G. Lichtenberg (Aphorismen 1761-1771).
„Die unterhaltendste Fläche auf Erden für uns ist die des menschlichen Gesichts“, so Lichtenberg. (Aphorismen 1761-1771)

Flora, Fauna und der Mensch: Antje Witzels Arbeiten in Batik

Für Antje Witzel sind fast immer starke Hell-Dunkel-Lichtspiele ausschlaggebend – meist die des natürlichen Sonnenlichtes.

Die hier versammelten Batiken sind hauptsächlich aus den Jahren 2017 bis 2022. Begonnen hat sie mit der autodidaktischen Aneignung dieser alten Technik in 2011.

Herbert with Love

Antje Witzels Künstler-12von12 zeigen Bilder
Katalog 2: Herbert with Love 33x33cm 2022

Verliebt. Das geliebte Gesicht, auf dem gewählten Foto nur schemenhaft erkennbar, hatte sie so warmherzig verinnerlicht, dass bei der Übertragung auf den Stoff jeder Strich saß. Selbst die Färbung, deren Ergebnis sie nicht ganz in der Hand hat, harmonierte und zauberte diesen wunderschönen Goldton.

Die Selbststudie

Antje Witzel im Selbstporträt, ein auf Tuch gebatiktes Selbstbildnis aus 2022
Katalog 3: Selbst im Atelier 33x33cm 2022

Antje saß am Tisch in ihrem Atelier und sah ihre Spiegelung im Fenster.

Die Selbstporträts, bei denen sie sich genau im Spiegel studierte, sind Jahrzehnte her. Ihre Gesichtszüge sind hagerer geworden, meint sie, mit Schatten unter den Augen. Es reichte ihr, nur die Umrisse zu sehen, Licht- und Schattenmodellierung zu interpretieren.

Der sterbende Adonis

Die Seurat-Burschen und (der nicht sterbende) Adonis an der Havel oder Potsdam-Ansicht ist in diesem Bild dargestellt. Antje Witzels erfreut sich an Flora und Fauna sowie am Menschen in seiner Vielfalt.
Katalog 12: Die Seurat-Burschen und (der nicht sterbende)  Adonis an der Havel oder Potsdam-Ansicht 110x50cm 2022

Dieses Bild, der Künstlerin neuestes Werk, ist inspiriert von „Die Badenden von Asnierès“ des impressionistischen Malers Georges Seurat.

Sie hat drei seiner Figuren übernommen, und zwar Schablonen entwickelt, damit sie über ihre Silhouette wiederzuerkennen sind. Der bei Seurat im Bildvordergrund liegende Mann gab mit seinen Umrissen nicht viel her. Deshalb suchte sie im Internet und fand den „Sterbenden Adonis“ des Renaissance-Bildhauers Vincenzo Raffaelo de Rossi. Er wirkt auf sie recht lebendig und das zeigt sie auch im Titel ihres Bildes.

Die Motiventstehung: ein Making-of

Wie das Werk entstanden ist, zeigt Antje Witzel am Beispiel „Der sterbende Adonis und der Seurat-Mann“ kurz anhand von Schablone und Zeichnung.

Beim Making-Of der Seurat-Burschen zeigt Antje Witzel die Zwischenschritte des Bildes, bis es fertig in Batik auf Tuch gebannt ist.
Zeichnung vor der letzten Färbung mit dunklem Blau
Die aus Pappe geschnittenen Figuren zeigen Adonis und Seurat.
Schablonenvergleich: Der sterbende Adonis gewinnt gegen den Seurat-Mann.

Als Material verwendet sie Baumwolle/Leinen, Kerzen-Bienenwachsgemisch und Batikfarbe.

Beim Zeichnen besteht der Prozess aus flüssigem Wachs auf Baumwollstoff und Färben mit in Wasser gelöstem Farbpulver. Wo das Wachs ins Stoffgewebe gedrungen ist, ist es „reserviert“. Es bildet einen Schutzraum gegen die Farbe. Das Färben gelingt, ohne dass Farbe an die reservierten Stellen gelangt.

Dieser Vorgang wird, je nach Kunstwerk, mehrmals wiederholt und dabei schrittweise die Zeichnung erweitert.

Verwendet werden die Grundfarben Gelb, Rot und Blau. Mischtöne entstehen durch aufeinanderfolgendes Färben und unterschiedliche Intensität.

Am Ende wird das Wachs mit saugfähigem Papier wieder ausgebügelt. Die Zeichnung bleibt im Stoff erhalten.

Umwerfendes Urlaubserlebnis

In der Welle ist einem Urlaubserlebnis geschuldet. Gezeigt wird ein in der Welle umherwirbelnder Frauenkörper.
Katalog 13: In der Welle 25x25cm 2022

Corona geschuldet: Hope no hope

Dieses Bild ist aus Antje Witzels Lebensgefühl mitten in der Corona-Zeit heraus entstanden. Es zeigt einen Kauernden.
Katalog 16: hope no hope 215x170cm 2022

Dieses Bild ist aus Antjes Lebensgefühl mitten in der Corona-Zeit heraus entstanden. Ein großes Format musste es sein und sie ließ sich von ihren Impulsen leiten.

Sie wollte einen Kauernden darstellen. Zwei Gemälde fand sie, die ihr bei der Entwicklung der Figur als Orientierung dienten. Die Schwierigkeit war, die überlebensgroßen Proportionen des Körpers aufs Bildformat zu bringen.

Am Ende lässt sich vermutlich auch ein Turmspringer darin sehen, das Blau assoziiert Wasser.

Sie zeigt neben dem Nackten in Schutzhaltung auch das Schöne, das, was alles abhandengekommen schien: Ein kauerndes Kind spielt mit einem Faltschiffchen, eine Schwangere als ausgelassen Tanzende, ein Badender beim Kopfsprung und ein sich umarmendes Paar.

Dafür wollte sie hellere Farben verwenden, tauchte deshalb die Mitte des Tuchs in Gelb – als ersten Schritt vor dem Beginn der Zeichnung.

Letztlich blieben es eher fahle Farben, keine warmen Töne, weil sie kein Rot verwendete. Denn dann hätte das Blau nicht so leuchtend werden können.

Die „Umgebung“ bildet links der Binärcode, mit der Konnotation einer computergesteuerten Menschheit. Rechts fügte sie das Baugerüst vor ihrem Atelierfenster ein, als unmittelbares Bild für die unermüdliche, endlose Bautätigkeit der Menschen. Mit der letzten, dunkelsten Färbung malte sie die Gesichter am linken und rechten Bildrand. Zunächst hatte sie sich eine Menschenmasse im Hintergrund vorgestellt, doch diese Idee reduzierte Antje auf einige leere maskenähnliche Gesichter, die an „Der Schrei“ erinnern.

Siehst du den Hecht?

An der Nuthe: Grünbewachsenes Wasser, darin schlängelnde Fische: Siehst du den Hecht?
KatalogZusatz 18: „An der Nuthe“ oder: „Siehst du den Hecht?“ (Bildausschnitt, Batik in normaler Ausleuchtung) 180x140cm 2019
An der Nuthe: Antje Witzel malt grünbewachsenes Wasser mit schlängelnden Fische. Sie fragt: Siehst du den Hecht?
KatalogZusatz 18: „An der Nuthe“ oder: „Siehst du den Hecht?“ (Bildausschnitt, Batik von hinten durchleuchtet) 180x140cm 2019

Die Batik-Künstlerin Antje Witzel

Antje Witzel ist Batik-Künstlerin. Sie malt Bilder auf Tuch in Batik. Ihre Künstler-12von12 im Dezember 2022 zeigen die Bilder ihrer Ausstellung: Menschenbilder in Batik
Antje Witzel 2017
  • Antje Witzel, geb. Krauße, 30. März 1975 in Berlin-Köpenick
  • Studierte Lehrerin für Bildende Kunst und Deutsch
  • Gelernte Orthopädietechnikerin
  • Künstlerische Schwerpunkte: Batik (Wachstechnik), Zeichnung, Porträts
  • Interview für das textile art magazine: Antje Witzel
  • Die Website: www.akbatikart.de

Weitere Künstler:innen im Rahmen der Künstler-12von12: Das Künstlernetzwerk beim Nachrichtendienst für Kunst und Kultur

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