Gedenken an den Kiez-Reporter Thomas Moser

Kaum jemand kannte sich besser in Lichtenrade aus als Thomas Moser. Er betrieb die Internetseite www.lichtenrade-berlin.de mit großer Leidenschaft. Nichts entging ihm, was in Lichtenrade geschah und berichtenswert war. Sein Engagement erstreckte sich auch über Lichtenrade hinaus auf den ganzen Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Vor einem Jahr ist er nach längerer Krankheit im Alter von 63 Jahren gestorben. Wir erinnern uns an einen großartigen Menschen, den wir vermissen.

Gedenken an den Kiez-Reporter Thomas Moser: geschrieben von paperpress-Herausgeber Ed Koch
Gedenken an den Kiez-Reporter Thomas Moser: geschrieben von paperpress-Herausgeber Ed Koch am 16. Juni 2021

2005 wurde die Webseite freigeschaltet. Seit dieser Zeit hat sich das Lichtenrade-Portal beachtlich gemausert. Quasi im Schlaf kam er auf die Idee, den Ortsteil Lichtenrade im Internet lebendig werden zu lassen. Vor 15 Jahren sahen viele Websites, auch von offiziellen Stellen, eher einfach und simpel aus. Viele Informationen fehlten noch. Über Lichtenrade gab es im Netz gar nichts. Ahnung von der Internettechnik hatte Moser noch keine. Aber er wusste, was er wollte.

„Ich habe schon geahnt, dass es über Lichtenrade viel zu erzählen gibt. Ich bin ja auch überzeugter Lichtenrader.“

Die erste Version des Internetauftritts war sozusagen „handgestrickt.“ Aber es waren schon viele Informationen und einige historische Inhalte hinterlegt. Es wurde immer wieder über einige aktuelle Geschehnisse, eher einfach und kurz, informiert. Thomas Moser: „Damals dachte ich noch, dass ich mit wenig Zeitaufwand das Kind oder besser die Website schaukeln werde.“ Das sollte sich als Trugschluss erweisen, denn die mittlerweile kleine Lichtenrader Institution ist mit viel Arbeit und Engagement verbunden. Schnell war klar, dass die erste Technik der Website nicht ausreichte. Zum zehnjährigen Jubiläum wurde die Website modernisiert.

Thomas Moser arbeitete jahrzehntelang im Jugendamt Tempelhof-Schöneberg. Seine Leidenschaft galt aber seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Kiez-Reporter. Die historischen Berichte auf der Seite wurden sehr stark ausgebaut. Viele, auch ehemalige Lichtenrader, steuerten Beiträge zur lebendigen Gestaltung der Website bei: „Auch gab es verschiedene Kontakte ins Ausland.“ Für ehemalige Lichtenrader lebt mit der Website die alte Heimat weiter. Als schönsten Erfolg fand Thomas Moser, dass auf seine Anregung hin ein Platz nach der Lichtenrader Künstlerin Hermione-von-Preuschen (1854 bis 1918) benannt wurde.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich in dieser Zeit so viele interessante Leute kennenlerne und so vielfältige Kontakte knüpfen würde.“

Der Schwerpunkt der Berichterstattung von Thomas Moser waren aber aktuelle Berichte über Lichtenrade. Zu vielen Terminen wurde Moser gern eingeladen, weil man dann auf einen Bericht und Fotos hoffen konnte: „Ich hätte nie gedacht, dass ich in dieser Zeit so viele interessante Leute kennenlerne und so vielfältige Kontakte knüpfen würde. Das ist eine große Bereicherung für mich!“

Mosers Anspruch war jedoch nicht nur eine „bunte“ Berichterstattung, sondern er fühlte sich journalistischen Grundsätzen verpflichtet. So musste er ab und an die Erfahrung machen, dass er für seine Bericht-erstattung nicht nur geliebt wurde: „Das war für mich als harmoniesüchtiger Mensch schon anfangs schwierig.“ Aber meistens war Thomas Moser doch gern gesehen und die Berichte wurden begierig gelesen. In den 15 Jahren hat Thomas Moser auch den Lichtenrader Pressedienst „BerLi-Press“ gegründet. Unter diesem Logo war er im Berliner Kulturleben unterwegs und berichtete über bezirkliche und überbezirkliche Events. Viele Berichte über Lichtenrade wurden im beliebten „Lichtenrader Magazin“ veröffentlicht. Über zwei Jahre unterstützte Moser auch das Projekt der Leserreporter bei der Berliner Morgenpost und war in Tempelhof-Schöneberg unterwegs. Noch am 29. Mai postete er einen Beitrag über Bauarbeiten in der Lichtenrader Bahnhofstraße. Bis zuletzt kümmerte er sich um seinen Kiez. Lichtenrade hat Thomas Moser sehr viel zu verdanken.

Thomas Moser war ein außergewöhnlich hilfsbereiter Mensch

Wenn man von irgendeinem Anlass ein Foto brauchte, hatte er es und stellte es zur Verfügung. Viele seiner Beiträge haben wir für paperpress übernommen, und er hat unsere Artikel auf seiner Seite veröffentlicht. Nicht nur diese großartige Kooperation wird uns fehlen, vor allem werden wir die Begegnungen mit diesem angenehmen, humorvollen und kritischen Geist vermissen.

Seine Freunde hatten so sehr gehofft, dass er wieder gesund wird. Er selbst war immer zuversichtlich. Das Schicksal hat jedoch alle enttäuscht. Von seinem frühen Tod waren und sind noch heute alle, die ihn kannten, tief betroffen.


Text und Bild „Gedenken an den Kiez-Reporter Thomas Moser“ entstand am 16. Juni 2021 von paperpress-Herausgeber Ed Koch

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