Udo Gerhard Lindenberg ist sozusagen das fleischgewordene Beispiel, dass man es mit Nuscheln nach Noten zum Popstar und Plattenmillionär bringen und mithin quasi als Fettauge jahrzehntelang ganz oben auf der deutschsprachigen Musikbrühe schwimmen kann. Aber, wie üblich, alles eine Frage des Geschmacks. Ein Sänger mit einer dem durchschnittlichen Gehörgang so oder so schmeichelnden Stimme, sofern man nicht irgendetwas an den Ohren hat, hört sich gemeinhin jedenfalls irgendwie anders an. Auch dafür gibt es schließlich unzählige Beispiele.
Allerdings besticht Meister Lindenberg unzweifelhaft als origineller Typ, der seine musikalische Karriere einst als Schlagzeuger in einer Beatband startete und nunmehr schon seit Jahrzehnten vornehmlich in Luxus-Suiten von Nobelhotels lebt. Dazu kommt sein etwas schräges politisches Sendungsbewusstsein, mit dem er sich einst soweit verstieg, dass er sogar dem damaligen DDR-Chef Erich Honecker medienwirksam seine abgetragene Lederjacke vermacht hat. Der bedankte sich im Gegenzug mit einer Schalmei und ließ die olle Lindenberg-Lederkutte meistbietend für Ost-Aluchips versteigern. Den Zuschlag erhielt der VEB Jugendmode in Rostock, wo die legendäre Jacke noch heute im dortigen Kulturhistorischen Museum zu besichtigen ist. Aber Udo hatte ja noch ein gutes Jackett, an dessen Revers er gleich nach dem Mauerfall, noch im November 1989, vom damaligen Bundespräsident Richard von Weizsäcker ein Bundesverdienstkreuz angeheftet bekam.
Seit den 1990er Jahren tritt der am 17. Mai 1946 in Gronau (Westfalen) geborene und schon seit langer Zeit überwiegend in Hamburg lebende Musiker auch als bildender Künstler in Erscheinung. Ausgesprochen innovativ und erfolgreich zudem. Und das kam so: in irgendeiner der langen feuchtfröhlichen Nächte an der Hotelbar hatte er eher zufällig entdeckt, dass sich mit farbigen Likören wie zum Beispiel Escorial Grün, Bols Blau, Eierlikör und so weiter auch wunderbar hochprozentige Kunstwerke, von Lindenberg sogleich punktgenau als „Liquerelle“ benannt, zu Papier bringen lassen. Na denn, Udo, ein zünftiges Prosit und herzlichen Glückwunsch zum Fünfundsiebzigsten.
Autor und Zeichner: Horst-Dieter Keitel
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