Es geschah vor 60 Jahren. Als die Berliner am 13. August 1961, einem Sonntag, wach wurden, war die Welt plötzlich eine andere.
Tausende Volks- und Grenzpolizisten sowie sogenannte Betriebskampfgruppen waren von der russischen Roten Armee und der Nationalen DDR-Volksarmee abgesichert angetreten, bildeten bewaffnete Menschenketten und hatten in der Nacht quer durch die einstige Vier-Sektoren-Stadt das Straßenpflaster aufgebrochen, kilometerweise Stacheldraht ausgerollt, Barrikaden errichtet, Betonpfähle eingerammt und kurz darauf angefangen, aus unzähligen Versatzstücken eine noch provisorische, flächendeckend bewachte Mauer zu bauen.
Die Maurer wurden mit Maschinenpistolen im Rücken motiviert, die Berliner Mauer zu errichten
Fenster der Häuser entlang der Demarkationslinie wurden zugemauert. Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen wurden sämtliche Sektorenübergänge und Schlupflöcher dicht gemacht, abgeriegelt und der grenzüberschreitende S- und U-Bahnverkehr für die folgenden fast drei Jahrzehnte unterbrochen. Der von den im sowjetisch besetzten Sektor machthabenden SED-Bonzen propagierte „Antifaschistische Schutzwall“ nahm erste Gestalt an. In Wirklichkeit fiel der lausigen Kommunistenbande nichts Besseres ein, um der stetig und immens steigenden Zahl von sogenannten Republikflüchtlingen einen Riegel vorzuschieben.
Es begann mit einer dreisten historischen Lüge. Wenige Tage vor der Teilung der Stadt sprach SED-Chef Walter Ulbricht in Personalunion mit einem politischen Lügenbaron und mit großer Geste den zum „Geflügelten Wort“ gewordenen Satz: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“. Aber genau diese Absicht hatten sie längst und setzten sie nun unter Federführung eines gewissen Erich Honecker und mit Billigung der Moskauer Kreml-Zaren in die ruchlose Tat um. Im Ergebnis wurde das freie West-Berlin rundum eingemauert.
Die drei anderen Siegermächte hielten angesichts des nun steingewordenen „Kalten Krieges“ – und um einen heißen Krieg zu vermeiden -, die Füße still und die geschockte Berliner Volksseele kochte. Kaum jemand konnte sich damals wohl vorstellen, dass diese von Stunde an weltberühmte Berliner Mauer wie die gesamte innerdeutsche Grenze tatsächlich 28 Jahre lang immer weiter perfektioniert und bis zum 9. November 1989 bestehen bleiben sollte. Die genaue Zahl der während dieser Zeit auf der Flucht von Deutschland nach Deutschland zu Tode Gekommenen ist bis heute ungeklärt. HDK
Weiterführende Informationen
- Chronik der Mauer: Todesopfer
- Erinnerung an die Opfer des Mauerbaus: Enthüllung und Einweihung einer neuen Stele
Termin: 11. August 2021 um 13.00 Uhr
Ort: Der Standort der Stele befindet sich am westlichen Stadtrand Berlins an der B2 (Potsdamer Chaussee), in Höhe der Einmündung der von Seeburg kommenden Straße (Engelsfelde) direkt am Mauerweg.
Autor und Zeichnung: Horst-Dieter Keitel (HDK)
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