Dr. Ulrike Stutzky: Geständnis einer Leidenschaft

Ich verrate Ihnen jetzt mal ein Geheimnis über mich. Ich schreibe Romane, um genau zu sein:

Ich schreibe Mittelalterromane!

Denn das Mittelalter ist meine Leidenschaft. Zwei Romane liegen bereits vor, ein dritter ist in der Mache.

Dieses Geständnis mache ich eigentlich nur sehr guten Bekannten. An meinem ersten Werk habe ich zwei Jahre gesessen. 24 Monate dauerte es von der Idee bis zur Recherche, dem Erstellen eines Plots bis hin zum letzten Satz. Dann war es fertig.

Aber ein Buch war es noch lange nicht.

Es folgten weitere Monate, um das Manuskript zahllosen Verlagen anzubieten, wie Sauerbier. Exposés mussten entworfen werden, Leseproben ausgewählt und interessante Anschreiben formuliert werden. Maßgeschneidert für jeden Verlag, denn jeder verlangt andere Schwerpunkte bei der Präsentation des Manuskripts.

Wo die Mittelalterromane entstehen: Mein Arbeitsplatz. Wir sehen Stutzkys Laptop mit zahlreichen Büchern aus dem Mittelalter und ein Collegeblock mit Notizen.
Wo die Mittelalterromane entstehen: Stutzkys Arbeitsplatz

Schließlich brach die dritte Phase des Schaffensprozesses an: hoffnungsvolles Warten.

Warten auf eine Antwort, womöglich auf eine Zusage?

Nachdem ich wochenlang vergeblich dem Briefträger aufgelauert hatte, fand ich endlich den Brief eines namhaften Verlages. Man habe mein Manuskript mit Interesse zur Kenntnis genommen, das Verlagsprogramm sei jedoch in meinem Genre gut bestückt, viel Erfolg für die Zukunft …

Es sollten noch wenige ähnlich lautende Briefe folgen. Angesichts der Tatsache, dass nicht alle Verlage es für nötig erachten, die Initiative hoffnungsvoller Autoren mit einer kurzen Antwort zu würdigen, betrachtete ich solche Absagen schon als einen Teilerfolg.

Mein erster Roman beim Verlag: Das Rad der Fortuna

Das Schicksal wollte es, dass ich schließlich für meinen Erstling einen
Verlag fand. Ganz klein war er und sehr ambitioniert. Durch ihn konnte ich mit meinem ersten Roman sogar einige Euros verdienen.

Ich gestehe: Meine Leidenschaft ist das Schreiben - von Mittelalterromanen! Zu sehen ist Stutzky bei der Lesung. Sie liest aus ihrem Erstlingswerk: Das Rad der Fortuna.
April 2013: Lesung des Erstlings Das Rad der Fortuna im MedienPoint Tempelhof.

Es reichte pro Jahr für einmal fürs Essengehen mit der Familie.

Mittlerweile ist der kleine Verlag insolvent, ein größerer Konkurrent hat ihn übernommen und mein Roman flog mit einigen anderen Leidensgenossen aus dem Verlagsprogramm.

Frau Dr. Stutzky: Wozu die ganze Mühe?

Trotz der Mühen und Enttäuschungen, die ich mit dem Erstling allein bis zu seiner Veröffentlichung durchlebt hatte, hatte ich mich aber dennoch wieder an den Laptop gesetzt und ein zweites Werk anvisiert. Nach der endgültigen Verlagspleite wurden die Aussichten für meinen Zweitgeborenen jedoch immer düsterer, je weiter ich mit meiner Arbeit fortschritt.

Mein sinnloses Unterfangen, das sich mir immer deutlicher offenbaren wollte, legte ich dennoch nicht nieder. Und das ist auch der Grund, weshalb ich nur wenigen Menschen bisher mein Geheimnis anvertraut habe.

Ich möchte nämlich meinem Gegenüber weder als realitätsfremd noch als selbstquälerisch veranlagt erscheinen, mich weder als Phantastin noch als Naive outen.

Ich gestehe meine Leidenschaft: Ich schreibe Mittelalterromane! Auf dem Bild sehen wir die Autorin mit ihrem zweiten Buch: Des Königs Gunst und Gnade.
August 2021: Der Zweitgeborene Des Königs Gunst und Gnade ist draußen.

Ganz tapfer schiebe ich dem Geständnis regelmäßig die Phrase hinterher, das Schreiben sei mein Hobby. Tatsächlich bedeutet es mir jedoch sehr viel mehr. Nur zu schreiben genügt mir nicht, ich möchte auch veröffentlichen. Und ganz zwangsläufig soll das Geschriebene auch gelesen werden. Schließlich steckt viel Mühe darin, viele Gedanken und Ideen, viel Leidenschaft.

Dann die Erlösung: Self-Publishing ist der Weg

Für mich bedeutet Schreiben kommunizieren. Ich möchte Geschichten erzählen. Ich brenne für Historie, fürs Mittelalter und fürs Schreiben – diese Leidenschaft möchte ich teilen!

Dr. Ulrike Stutzky steuert eine Kurzgeschichte bei. Wir sehen sie bei der Leipziger Buchmesse 2019.
März 2019 auf der Leipziger Buchmesse: Präsentation der Anthologie Schatten des schwarzen Todes, zu dem sie auch eine Kurzgeschichte beisteuern durfte.

Deshalb mussten Wege gefunden werden, Kommunikation abseits der gewohnten Pfade zu bewerkstelligen. Self-Publishing ist der Weg, den ich für mich gewählt habe. Dadurch umgehe ich das Verlagswesen, spare Zeit und Geduld, bürde mir aber auch eine Menge Pflichten auf: Layout, Coverdesign, Lektorat und Marketing liegen allein in meiner Hand, diese Jobs würde sonst ein Verlag übernehmen.

Glücklicherweise gibt es mittlerweile ein recht stattliches Angebot von Self-Publishing-Anbietern im Internet, mit deren Hilfe jeder Autor im Alleingang seine Werke veröffentlichen kann, sei es als Print oder als E-Book.

Vor allem aber hilft der Austausch mit anderen Kreativen, die das Internet auf zahlreichen Foren und in Blogs zusammenführt. Ein prominentes Beispiel hierfür ist der Blog: Der Nachrichtendienst für Kunst und Kultur.

Voneinander können wir Tricks und Methoden abschauen, um unsere Werke sichtbar und somit für das Publikum interessant zu machen.
Der Weg des Self-Publishing ist steinig, mit vielen Mühen verbunden und garantiert auch nicht unbedingt den großen Durchbruch als Autor. Wenn man jedoch einfach nur seine Geschichten erzählen möchte, ist er der geradeste Weg zum potenziellen Leser.


Text und Fotografie: Ulrike Stutzky

Sie ist Autorin zahlreicher Artikel hier auf dem Blog: ein Überblick

13 Pestgeschichten: Schatten des schwarzen Todes

Überblick: Das Rad der Fortuna, Des Königs Gunst und Gnade

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