Was hatte ich für schlaflose Nächte! Seit Jahren kreisen meine Gedanken um die Verkäuflichkeit von Kunst, Handwerk und Design. Endlich habe ich gefunden, was ich gesucht habe. Meine Überzeugung: Die Kunst folgt dem Kunstschaffenden. Sie ist so gut, wie der Kunstschaffende sichtbar zu sich selbst und seiner Kunst steht.
Die glamourösen Exzentriker sind mir ein Vorbild dafür. Sie sind Künstler und agieren als lebende Kunstwerke. Über die Verkäuflichkeit ihrer Kunst brauchen sie sich keine Sorgen zu machen.
Im folgenden Interview frage ich Stella Ahangi, woher sie ihre Lust bezieht, sich so zu kleiden.
Woher stammt Deine Lust, Dich so zu „verkleiden“?
Stella: Ich verkleide mich gar nicht. Eine Verkleidung ist für mich etwas, das man für gewisse Anlässe tut, zum Karneval, zum Beispiel. Da schlüpft man aber in die Rolle eines anderen Menschen. Ich bin aber ganz bei mir.
Was hat Dich inspiriert, Deinen Dir eigenen Stil zu entwickeln?
Ich habe immer eine gewisse Grandezza geliebt, schon als junges Mädchen. Aber damals waren die Möglichkeiten noch begrenzter, mit der Mode zu spielen. Natürlich verändert oder entwickelt sich der Stil im Laufe der Zeit, so wie wir selbst uns auch entwickeln und verändern.
Welche Rolle spielt Mode und Stil für Dich?
Das ist eine schwierige Frage, weil es so selbstverständlich für mich ist. Ich trage, was mir gefällt und ich trage Dinge, die mir stehen. Ich glaube nämlich, dass Stil dort beginnt, wo man versteht, was einen gut kleidet. Und was das Thema Mode betrifft, so gilt es zu unterscheiden – Trend-Mode ist ein Produkt der Bekleidungsindustrie, wirkliche Mode entsteht immer durch die Kreativität des oder der Trägerin.
Gibt es bestimmte Künstler, Designer oder historische Persönlichkeiten, die Deine Vision von Ästhetik beeinflusst haben?
Ich denke, jeder lässt sich inspirieren, bewusst oder unbewusst. Ich persönlich liebe die Ästhetik der 10er und 20er Jahre, möchte sie aber nicht kopieren. Aber jedes Zeitalter hatte seine Highlights und ich nutze alles, wie es mir gefällt.
Wie gehst Du mit Kritik um, insbesondere, wenn es um Deinen extravaganten Stil geht?
Es kommt doch sehr darauf an, wer mich kritisiert. Kritikfähigkeit setzt ja eine gewisse Kenntnis der Materie voraus. Natürlich gibt es immer Situationen, in denen man angestarrt wird und das kann manchmal lästig sein. Aber im Allgemeinen sind die Reaktionen auf mein Outfit positiv. Im Laufe der Jahre hat man auch gelernt, mit der Aufmerksamkeit umzugehen.
Welche Bedeutung hat für Dich der Begriff „Authentizität“?
Da ich eine exzentrische Persönlichkeit bin, bin ich ja authentisch. Ich wäre nicht authentisch, würde ich mich „normal“ kleiden.
Kannst Du uns von einem besonderen Moment erzählen, der Deinen einzigartigen Stil ermöglicht hat?
Eigentlich nicht. Es gab immer Menschen und Dinge, die etwas in mir ausgelöst haben, zum Beispiel etwas Neues auszuprobieren, aber an einen besonderen Moment kann ich mich nicht erinnern.
Wie hat Dein exzentrischer Stil Deine Karriere oder Dein Leben beeinflusst?
Gab es Herausforderungen oder Vorteile, die damit einhergingen?
Ich denke, alleine meine Berufswahl war nicht der Norm entsprechend. Als Kind schon wollte ich auf die Bühne, und das habe ich gemacht. Meine Liebe zur Selbstinszenierung konnte ich dort ausleben. Es gab sicherlich nicht immer Verständnis für mein Selbstbild, aber das hat mich nie gestört.
Gibt es bestimmte Botschaften oder Werte, die Du durch Deinen besonderen Stil vermitteln möchtest?
Es freut mich, wenn ich inspirieren und Mut machen kann. Seine Persönlichkeit und seinen eigenen Stil zu entwickeln ist eine wahre Freude und es gibt einem so viel Sicherheit. Wir leben in einer sehr uniformierten und teilweise sehr nachlässigen Gesellschaft. Auch wenn jede Werbung mit Individualität lockt, in Wirklichkeit ist doch alles sehr stereotyp. Die 70er und 80er Jahre waren um ein Vielfaches bunter, mutiger und individueller als die Jetztzeit. Individualität und Kreativität sind zu Werbeslogans verkommen. Ich würde mir mehr Vielfalt, mehr Buntes wünschen, auch im Kopf.
Was würdest Du jemandem raten, der sich gerne exzentrisch kleiden möchte, aber sich noch nicht traut?
Exzentrik ist eine Eigenschaft, die man hat oder auch nicht. Es muss ja nicht jeder exzentrisch aussehen, aber sich extravaganter, individueller zu gestalten, das kann man lernen, und das hat einen großen Einfluss auf das Selbstbewusstsein und auf eine positive Selbstwahrnehmung.
Was sind Deine Pläne oder Ziele für die Zukunft in Bezug auf Deinen Stil und Deine exzentrische Persönlichkeit?
Bezüglich meines Stils oder meiner Exzentrik habe ich keine Pläne. Da ist ja alles vorhanden. Jedoch möchte ich die Arbeit mit dieser Thematik vertiefen. So habe ich mein zweites Buch begonnen, Club der glamourösen Exzentriker Teil II., interviewe auch weiterhin spannende Menschen auf meinem Blog, führe den Glam Talk weiter und habe noch etliche Konzepte in der Schublade, die auf Realisierung warten. Ich könnte mir diesbezüglich auch Kooperationen mit Unternehmen vorstellen, die dieses Klientel bedienen.
Wie bringst Du das in Deine künftigen Projekte ein?
„The Moving Table“ ist eine Idee, die ich schon vor längerer Zeit entwickelt, aber bis jetzt noch nicht verwirklicht habe. Im Prinzip ist „The Moving Table“ eine Performance im öffentlichen Raum, zu dem ich ausgewählte Mitglieder des Clubs der glamourösen Exzentriker einlade. Diese Performance eignet sich perfekt, um Geschäfte oder Produkte zu bewerben und ist gewiss etwas ganz Besonderes. Mehr möchte ich noch nicht verraten. Doch ich kann dazu einladen: zum 36. Wein- und Winzerfest Lichtenrade und zu „Kunst, Handwerk und Design“ zum Erntedank am Karl-August-Platz.
Danke schön für das schöne Interview, liebe Stella!
