Diese Marketing-Zitate haben es mir angetan:
- Den Fortschritt verdanken wir den Nörglern. Zufriedene Menschen wünschen keine Veränderung. – Herbert George Wells
- Der größte Feind des Fortschritts ist nicht der Irrtum, sondern die Trägheit. – Henry Thomas Buckle
- Wer andauernd nur begreift, was er tut, bleibt unter seinem Niveau. – Martin Walser
- Eine gute Idee erkennt man daran, dass sie geklaut wird. – Gerhard Uhlenbruck
Das kann nicht wahr sein, oder? Den nichtsnutzigen Nörglern verdanken wir den Fortschritt? Wie undankbar!
Wie oft hast Du Dich geärgert über Deine Mitmenschen, wenn sie an Deinem schön geschmückten Marktstand und Deinem einzigartigen Angebot vorübergehen, ohne das Gesamtkunstwerk eines Blickes zu würdigen.
Als wäre dies nicht schon Herabsetzung genug, gibt es auch die Mitbewohner des Planeten, die wenig Erfreuliches zu sagen haben wie zum Beispiel:
- Das kannst Du doch auch, Trude, nicht wahr?
- Was? So viel soll das kosten?
- Ist das Kunst, oder kann das weg?
Wir ahnen, womit wir es zu tun haben: Mit der Verschleierungstaktik zum Beispiel, dass man sich gern auch etwas zur Verschönerung für sich selbst, in der Wohnung oder im Garten wünschte, aber der Wunsch gerade nicht ins Portemonnaie passt oder das Sparziel woanders liegt.
Andere freuen sich an den langen Gesprächen mit Dir und fragen richtige Löcher in Deinen Bauch. Danach gehen sie unverrichteter Dinge weiter und Du fragst Dich gerade, welchen Nutzwert diese Löcher für Dich haben?
Darüber hinaus gibt es die verletzenden Bemerkungen, die darauf abzielen sollen, Dir aus der Sicht des Publikums ordentlich Bescheid zu geben.
Damit bist Du nicht allein.
Innovation und Anderssein stößt auf Verständnislosigkeit
Auch Loriot hat in seinen Anfangszeiten wüste Beschimpfungen über sich ergehen lassen müssen. In seiner Autobiografie „Möpse & Menschen“ schreibt er darüber. Es ging um die Bilderfolge „Auf den Hund gekommen“, erschienen beim STERN 1953.
2.6.53: Die Bildfolge von Loriots „auf den Hund gekommen“ ist ekelerregend und menschenunwürdig und kann einem das Interesse an Ihrer Zeitschrift STERN verleiden. Humor soll in einer solchen Zeitschrift nicht zur kurz kommen, aber derartige Zeichnungen sind alles andere als belustigend.
7.6.53: In der 4. Folge bringen Sie eine Bildserie „auf den Hund gekommen“. Die Bilder sind so beschämend scheußlich, dass ich nicht eher wieder einen STERN kaufe, bis die Bildreihe beendet ist. Mit mir sind auch alle Bekannten einig.
19.6.53: Ich empfinde die Zeichnung „auf den Hund gekommen“ als eine Geschmacklosigkeit, die des Niveaus Ihres Blatts unwürdig ist. Das ist m. E. weder Humor noch Witz, sondern es wirkt quälend und ekelerregend.
26.6.53: Was Sie sich jedoch mit Ihrer neuen Bilderserie „Auf den Hund gekommen“ leisten, ist derart geschmacklos und primitiv, dass einem das Grausen kommt. Eine derartige Entgleisung ist überhaupt nicht zu entschuldigen. Haben Sie bitte die Freundlichkeit, den Unsinn in Zukunft aus Ihrer Illustrierten herauszulassen.
26.6.53: Ich sehe in den Bildern eine starke Herabsetzung des „homo sapiens“. So weit darf es doch nicht gehen! Können Sie nicht endlich Schluss damit machen? Mir wird speiübel.
Und so weiter und so fort.
Der Chefredakteur Henri Nannen sah sich nach sieben Folgen veranlasst, die Serie im STERN einzustellen. Schlimmer kann es nicht kommen.
Auf Missverständnis gestoßen: Der Elefant war gar keiner!
Auch wir Veranstalter können mit solch einer Erfahrung aufwarten. Im Frühjahr 2016 hatten wir bei Frühling in Westend in die „Zirkusarena“ auf der Charlottenburger Preußenallee von Berlin eingeladen. Im Ankündigungstext schreiben wir:
Das Fest besucht diesmal auch ein alter Zirkusdirektor und sein halbstarker Dickhäuter: Die zwei Dickschädel lieben sich innig und zanken sich gern. Denn dieser Elefant, man sieht es ihm an der Rüsselspitze an, will nicht immer so wie der Zirkusdirektor es will. Wir wünschen viel Vergnügen!
Was passierte? Wir erhielten Zuschriften wie
- Welch eine Tierquälerei!
- Wie kann man einen lebenden Elefanten auf die Straße bringen!
- Diese Temperaturen! Kaum für einen Menschen zu ertragen. Doch für einen so kleinen Elefanten?
Wir haben das Fest mit Verwunderung abgeschlossen, denn von einem Elefanten konnte keine Rede sein! Die selbstgemachte Tierhaut trugen keine Geringeren als die zwei Kleinkünstler, die sich diese Nummer zum Beruf gemacht hatten, um dem Dompteur bei seiner Lachnummer dienlich zu sein!
Ende gut, alles gut?
Loriot begann noch 1953 mit der Suche nach einem Verlag, bei dem er Teile von Auf den Hund gekommen in Buchform veröffentlichen könne. Nachdem der Rowohlt Verlag abgelehnt hatte, vermittelte eine Bekannte Loriots den Kontakt zu Daniel Keel, der zwei Jahre zuvor in Zürich den Diogenes Verlag gegründet hatte. Dieser war auf der Suche nach einem modernen, deutschen Witzzeichner.[8] Die beiden kamen ins Geschäft, das Buch erschien 1954, womit Loriot zum ersten deutschen Zeichner des Verlages wurde.[9] Es war damit nach Reinhold das Nashorn, das im selben Jahr im Blüchert Verlag erschien, die zweite Publikation Loriots.[10] Diogenes wurde in der Folgezeit zum Stammverlag Loriots und arbeitete mit ihm bis zu seinem Tod zusammen.[11] – Aus Wikipedia
Auch wir Eventveranstalter haben unseren Teil dabei gelernt. Mitunter schwitzen wir heute und denken: Ob das mal gutgeht? Inzwischen hat man uns kennengelernt und weiß, worauf man sich bei unseren Veranstaltungen einlässt. Das hat auch schon zu ausgiebigem Lob geführt, das wir glücklicherweise einmal per E-Mail erhalten haben:
Ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen für die Organisation des „Kunst trifft Wein-Festes“ am vergangenen Wochenende bedanken. Es war einfach großartig!
Sie haben mir persönlich ein so wunderbare Freude mit der Gänsekapelle gemacht, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Einfach super – natürlich auch alle Stände und Kunstgewerbeanbieter bis hin zu den lebendigen Alpakas.
Da ich in unserem Verband stets für die Organisation unserer Gremiensitzungen zuständig bin, kann ich mir zwar in etwa vorstellen, welche Aufgaben Sie bewältigt haben, aber eben auch nur in etwa.
Der neue Standort rund um unseren wunderschönen Dorfteich ist genial. Man hat wirklich das Gefühl, in eine andere Zeit versetzt zu sein.
Nochmals herzlichen Dank und liebe Grüße, Britta Frentzen
Fazit: Aufstehen, Krone richten und weitermachen!
Auch Du erfährst aus Gesprächen mit Kunden manchmal wenig Erfreuliches. Das ist Dir maximal ein Ansporn, darüber nachzudenken, wie Du Dich verbessern kannst. Der Weg führt selten auf gerader Linie zum Ziel.
Innovativ und anders zu sein stößt immer erst auf Verständnislosigkeit, Abwehr und den Versuch es lächerlich zu machen. Nach bestandener Prüfung folgt die Normalität.
Also denk Dir nichts dabei. Das nächste Lob – in welcher Verkleidung auch immer – steht um die Ecke und wartet schon auf Dich.
Zuhören schadet trotzdem nicht.
Den Nörglern verdankst Du Deinen Fortschritt: von Wünschen und Problembeseitigern
Den Nörglern Deine selbstgemachte Kunst zu verkaufen, ist eine Kunst für sich. Benötigt werden Deine Redekunst, Deine Überzeugungskraft und den Zuschnitt Deines Angebots auf die Menschen, die Du damit ansprechen möchtest: Deine Lieblingskunden. Im Gespräch verrät er Dir seinen Wunsch oder gibt zu erkennen, wo sein Problem liegt, das er aus dem Weg geräumt haben möchte. Zum Beispiel kommen die Damen in festlichen Trachten zum Münchener Oktoberfest. Aber eine zur Tracht passende Tasche war nicht aufzutreiben. Was lag also näher, als diesen Hinweis ernst zu nehmen und eine „Trachtentasche“ ins Sortiment aufzunehmen?
Und ja, manchmal braucht es nur weniger Handgriffe und der Standaufbau oder die Präsentation am Stand gewinnt um 100 Prozent! Wie das gelingt? Unser Team verfügt auch über die Expertise eines Ordnungscoachs.
So einfach, so wirkungsvoll! Schon wenige Umstellungen können dazu führen, dass Deine Ausstellung am Marktstand aufgeräumt aussieht und jedes noch so kleine Detail an Bedeutung gewinnt. Und Bedeutung. Wir hörten schon die Besucher sagen: „Ach schau mal, ich kann jetzt alles viel besser erkennen. Ich komme und kann mich entspannt mit Deinem Angebot – es waren Federkiele – beschäftigen.“
Erschienen im autobiografischen Werk von Loriot: Möpse und Menschen (Diogenes Verlag)
Eine Nachlese zu den Ereignissen „Auf den Hund gekommen“: Auf den Hund gekommen (Loriot) – Wikipedia
Selbstgemachte Kunst verkaufen: der ultimative Guide für Künstler zum Thema Einzigartigkeit durch Positionierung
1 Kommentar
Kommentieren →Ein erfrischender Bericht. Auch ich habe schon Sätze gehört wie „das hab ich auch schon in der Schule gemacht“ oder „das ist zu teuer“. Ich gehe dann freundlich auf die Kunden ein und sage „prima, dann haben Sie ein besonderes Talent und können sich die Sachen selbst machen“ oder ich sage wie viele Stunden ich an dem Stück arbeite und ich nicht einmal den Mindestlohn bekomme. Meistens habe ich aber sehr nette Kunden. Letztens sagte eine sogar, dass meine Schmuckstücke die schönsten auf dem ganzen Markt sind. Da ging mir das Herz auf.